Sonntag, 19. August 2012
Woche 2- Von der verbotenen Stadt bis zu den Abgründen chinesischer Essgewohnheiten
So, die zweite Woche hier in Beijing ist um und es ging ziemlich ereignisreich zu!
Am Montag stand endlich der Besuch der Verbotenen Stadt, gemeinsam mit Kerry, ihrer Mutter und dem kleinen Xiaohu an. Nachdem wir uns gefühlte Stunden, bepackt mit einem Kinderwagen und ordentlich Verpfelgung durch den Beijinger Verkehr und die U- Bahn gequält hatten, kamen wir endlich am Eingangstor zu der riesigen Tempelanlage an. Es war gnadenlos überfüllt und ziemlich warm, außerdem wurden wir immer wieder von chinesischen Touristen aufgehalten, die ein Foto mit der blonden Ausländerin wollten, aber es war wirklich wunderschön dort!
Ich kam aus dem Knipsen und Staunen überhaupt nicht mehr heraus, denn hinter jedem Tor eröffneten sich neue riesige Plätze mit unheimlich kunstvoll verzierten Palästen. Wir sahen natürlich nur einen Bruchteil der Anlagen- schließlich soll es in der verbotenen Stadt insgesamt 999 Räume geben- aber der Besuch dort hat sich in jedem Fall gelohnt!
In dem kleinen, wunderschön angelegten Garten am Ende der verbotenen Stadt unterhielt ich mich während einer längeren Verschnaufpause außerdem noch mit einer jungen Chinesin, die sehr gut Englisch sprach. Wir haben uns gut unterhalten, aber das Gespräch verlief irgendwie merkwürdig- die Tatsache das man Ausländer ist, reicht hier offenbar als Begründung dazu Fragen wie "Wann warst du zum ersten mal verliebt?" zu stellen... Die Dame war übrigens 14, stand auf Twilight, Robert Pattinson und will später gerne Dolmetscherin werden ;) Xiaohu war erstaunlich brav und war trotz der Temperaturen und dem vielen Umhergefahre sehr gut drauf.
Zu Hause angekommen gab es dann noch eine Überraschung: He, die zweite Aiy ist wieder von ihrem Urlaub zurück, sodass ich jetzt noch mehr Unterstützung bei dem Bespaßen von Xiaohu habe... mein Aufgabenbereich schrumpft immer weiter- ich muss tatsächlich nur mit ihm spielen und dabei Englisch sprechen- oft fühle ich mich eher wie ein Gast als eine Angestellte.
Am nächsten Tag fuhren wir wieder zu Xiaohu's Kursen und ich "malte" gemeinsam mit ihm ein sehr buntes Bild, welches er später stolz mit nach Hause nahm. (Dazu muss man sagen, das bunte Farben und Xiaohu keine gute Kombination sind, wenn man nicht mindestens einen Ganzkörperschutzantrug trägt ;)
Außerdem bin ich seit Dienstag endlich offiziell bei der Uni hier angemeldet, sodass dem Sprachkurs nichts mehr im Wege steht und ich auch mein Visum verlängern lassen kann! Die Uni wirkte ganz nett angelegt, aber ich weiß noch überhaupt nicht, wo genau ich da hin muss... das kommt spätestens am 27.08. raus :)
Abends gings dann gemeinsam mit Kerry und Xiaohu in den Liuyin Park joggen- eine sehr lustige Angelegenheit, denn der Boden und der Baggi haben sich nicht wirklich gut vertragen...
Am Mittwoch lief alles so wie immer- Xiaohu hatte seine Kurse und wir gingen noch gemeinsam mit He, mit der ich mich sehr gut verstehe und immer ein wenig Chinesisch übe, in den Park.
Am Donnerstag hatte Xiaohu einen ganz besonderen Schwimmkurs- in einer ziemlich noblen Wohnanlage war in einem Apartment einfach ein Swimmingpool aufgestellt worden, in dem die Eltern gemeinsam mit ihrem Kind am Kurs teilnehmen sollten. Xiaohu wollte erst mich dabei haben, aber als ich mit Badekappe bewaffnet im Wasser stand, überlegte er es sich nochmal anders und schließlich tauschte ich mit Kerry, die dann zusammen mit dem Kleinen den Kurs absolvierte.
Am nächsten Tag war ich zum ersten mal (nachdem Xiaohu bei seinem Kurs mal wieder mit Süßkram zum Inlinerfahren "motiviert" wurde - ich finde das Wort "gelockt" passt besser) hier in China einkaufen- ich bekam zwar nicht alles, was ich wollte, weil die Läden hier etwas anders aufgebaut sind, aber die Verständigung klappte erstaunlich gut.
Was besonders auffällt ist, dass hier alles einzeln in Platik verpackt und knallbunt gestaltete ist- da verliert man schnell den Überblick udn muss sich erst daran gewöhnen.
Danach fuhren wir noch gemeinsam mit He, Kerry und Xiaohu zum Fluhafen, um meinen Gastvater abzuholen, der von seiner Geschäftsreise zurück ist. Es war merkwürdig zuzusehen, wie der eine oder andere Europäer seine ersten Schritte in Beijing machte, genauso wie ich vor kurzer Zeit.
Seit der Vater wieder zu Hause ist läuft wieder den ganzen Tag über der Fernseher- obwohl wir oft unterwegs sind, bleibt Xiaohus Vater immer zu Hause und sieht sich entweder Sportberichte, oder irgendeine chiensische Serie an. Die Geschlechter- Rollenverteilung ist ziemlich deutlich- Xiaohus Vater verbingt nur wenig Zeit mit seinem Sohn, dafür ist Kerry immer mit dabei, obwohl es ja auch noch mich udn He gibt.
Am Samstag machten wir uns schon ziemlich früh auf den Weg zu der Wohnanlage der Großeltern, wo wir gemeinsam mit der Familie von Kerry's Bruder ins Schwimmbad gingen. Das Bad bestand aus einem großen Becken, das in zahlreiche Bahnen unterteilt war und das Wasser war ziemlich kalt. Xiaohu und sein Cousin machten ihre erste Tauch- und Schwimmversuche und ich unterhielt mich ein wenig mit einer Gruppe kleinerer Kinder, die mir stolz zeigten, wie gut sie schon schwimmen konnten. Man muss hier in den Schwimmbädern übrigens Badekappen tragen... ganz toll :D
Mi der Oma, He und Xiaohu schlenderte ich dann noch über einen richtig großen und gemütlich Markt in der Nähe, auf dem man wirklich alles kaufen konnte- von Kartoffeln bis zum Sofabezug.
Abends waren wir dann noch bei "Sam's Club", einem riesigen, der deutschen "Metro" ähnlichen, Geschäft einkaufen. Dort konnte man fast alles Essbare probieren und wir rannten die ganze Zeit nur von einem Stand zum anderen, bis Xiaohu sich vor kleinen Probeportionen (Melonenstücke genauso wie Reis udn Tütensuppe) überhaupt nicht mehr retten konnte.
Heute dann waren wir nochmal in einem anderen Krankenhaus, in dem Xiaohu geimpft werden sollte, dann fuhren wir bei gefühlten 40 Grad im Schatten (und das, obwohl die letzten Tage eher bedeckt waren- es hing ein feiner Dunst in der Luft und es hat mehrmals geregnet) in eine kleine Indoor- Spielhalle. Die Kinder spielen hier nicht viel draußen und auch nicht besonders selbstständig- überall stehen irgendwelche Automaten, in die man Geld schmeißen muss, damit die Kleinen Knöpfe drücken und nervtötende Musik hören können... man halte davon, was man will...
Außerdem war ich heute zum ersten mal mit dem Fahrrad in Beijing unterwegs. Abgesehen davon, dass das Rad selbst ein wenig zu klein für mich ist und keine Gangschaltung besitz ( das ist aber nicht schlimm- ich bin sehr froh, überhaupt ein eigenes Rad zu haben!) ist es eigentlich ganz angenehm hier Fahrrad zu fahren- einfach Augen zu und durch- keinen interessieren Zebrastreifen oder rote Ampeln und trotzdem klappt es irgendwie...
Wir fuhren unter anderem zu einem Markt (ja, am Sonntag- es ist hier eher die Ausnahme, dass ein Laden am Sonntag geschlossen ist) bei dem Wang wohl oft fürs Kochen einkauft und jetzt kann ich auch endlich mal einige der Gerüchte bestätigen, die man mit China in Verbindung bringt.
Neben zahlreichen super lecker duftenden und appetitlich ausehenden Sachen konnte man zum Beispiel auch Ochsnefrösche, Schildkröten und Schlangen im Schnapsglas für den täglichen Verzehr kaufen...
Die ungewöhnlichsten Sachen, die bei uns zu Hause bisher auf dem Tisch gelandet sind belaufen sich allerdings nur auf Hühnerfüße, Entenleber und Algen (die sehr gut schmecken!)... Vieles sieht anders aus als in Europa, aber ich habe mir angewöhnt einfach alles (außer natürlich Fleisch und Fisch, sowie jegliche Art von Organen) zu probieren und bisher hat alles geschmeckt!
Was mir allerdings immer noch schwer fällt, ist dabei zuzusehen, wie man hier mit Tieren umgeht. Wie gesagt, der Hase hier lebt angekettet, Kinder haben ihre Freude daran Goldfische durch die Gegend zu schmeißen und Kerry hat sich heute eine kleine Schildkröte gekauft, die wurde einfach in eine Plastiktüte gesteckt (im übrigen haben wir sie wohl mitten in der Stadt verloren, weil die Tüte kaputt ging...). Außerdem hat es lange gedauert zu erklären, dass ich Vegetarierin bin- dieser Begriff ist den meisten hier eher fremd.
Auch der Umgang mit der Umwelt ist nicht gerade rücksichtsvoll, mal abgesehen von den Millionen Autos die sich durch die Straßen quälen haben Mülleimer hier eine zeimlich unbedeutende Positon- wo man seinen Abfall doch auch einfach auf die Straße werfen kann...
Worüber ich mich jedoch gefreut habe, obwohl es auch nur die Bestätigung eines Klischees ist, von dem ich in vielen Berichten gelesen hatte, ist die Tatsache, dass unser Haus keinen 4., sondernnur einen 3A. Stock besitzt. Die Zahl 4 gilt hier als Pechzalh, denn sie klingt in der Aussprache so ähnlich wie das Wort "Tod", deswegen wird sie auch bei Hausbau oftmals gemieden...
Morgen werde ich mir den Behai- Park und den Kohlehügel ansehen und für das nächste Wochenende ist wohl ein Besuch bei Freunden außerhalb von Beijing geplant. Ich bin shcon sehr gespannt udn freue mich unheimlich auf das, was mich noch erwartet!

Liebe Grüße aus Beijing! :*

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