Mittwoch, 29. August 2012
Leben in Beijing
carogruen, 11:58h
Endlich finde ich ein wenig Zeit um in Ruhe zu schreiben und etwas ausführlicher zu berichten- langsam darf ich mich auch an etwas allgemeinere Aussagen über die Stadt und die Menschen hier herantrauen- immerhin lebe ich bald schon einen Monat in einer chinesischen Familie...
Hier also ein kleiner Bericht darüber, wie ich Land und Leute bisher wahrgenommen habe und was einem im Beijinger Alltag so an "Besonderheiten" begegnet:
Ich finde es ganz wichtig einmal zu beschreiben was Beijing für mich als Stadt ausmacht und von allen anderen Orten, die ich bisher gesehen habe unterscheidet: Ich bin mit einem komplett falschen bzw. anderen Bild von der Stadt hier angekommen; Millionenstadt Beijing- das klingt nach Häuserschluchten, Menschenmassen und unheimlich viel Hektik... und für bestimmte Teile der Stadt trifft das auch zu: riesige Shopping Malls, zahlreiche westliche Fast- Food- Ketten (besonders oft vertreten: KFC, Pizza Hut und McDonalds natürlich), moderne Bürogebäude, die weit in den Himmel ragen und die gigantischen Kreuzungen über die sich die Automassen quälen bilden die Seite der Stadt, die einem immer wieder vor Augen führt, dass Beijing die Heimat von fast 12 Millionen Menschen ist.
Viel häufiger jedoch bekomme ich hier das andere Gesicht der Stadt zu sehen: die engen Hutongs, in denen Alt und Jung beisammensitzt und Karten spielt, die vielen Parks, die kleinen Imbissbuden, zahlreiche Minibusse aus denen dirket am Straßenrand Wassermelonen angeboten werden- die Bewohner Beijings versprühen eine ganz besondere Art von Gelassenheit. Wenn man zwischen all den klapprigen Fahrrädern (meins kann man durchaus dazuzählen) und den Elektrorollern (und jede Menge anderer Gefährte, die ich gar nicht richtig benennen kann- Marke Eingenbau eben)an den vielen Obstständen und durch die Nebenstraßen fährt, fühlt man sich oft eher wie in einem überdimensionalen Dorf.
Außerdem herrscht hier eine Geselligkeit, die man in kaum einer europäischen oder amerikanischen Großstadt wiederfindet: Die Menschen treffen sich zum gemeinsamen Singen und Tanzen in den Parks, überall sitzen Gruppen beisammen am Straßenrand... oftmals einfach nur um nicht alleine zu sein.
Viele der jungen Leute sind außerdem unheimlich offen und interessiert- ich werde oft ganz unvermittelt angesprochen und mit manchen der Jüngeren konnte ich mich auch ein wenig auf Englisch unterhalten. Was mir auch schon einige Male passiert ist: Eltern tippen mich an und meinen ihr Kind wolle sich gerne mit mir unterhalten, die Kleinen selbst bekommen dann aber vor Schüchternheit kein Wort heraus- da kommt die Initiative dann eindeutig von den Eltern, die die Englischkenntnisse ihrer Kinder testen wollen :D
Trotz dieser vielen schönen Charaktereigenschaften, die mir an den Beijingern aufgefallen sind, kann ich mittlerweile auch einige der unschönen Klischees bestätigen:
In der Masse (das heißt z.B. in U- Bahnen und im Straßenverkehr) mutieren die Bewohner Beijings zum "Angry Mob"- da wird gehupt, geschubst und gedrängelt- ohne Rücksicht auf Verluste. Außerdem gehören die Einwohner hier außerhalb ihrer eigenen Vier Wände nicht unbedingt zur "reinlichsten" Sorte- ständig spuckt einem jemand mitten auf der Straße direkt vor die Füße, Leute schmeißen ihren Müll einfach auf den Boden (hier laufen überall einsame "Müll- Einsammler" herum, die das alles, nur mit Eimer und Zange bewaffnet, wieder beseitigen müssen) und kleine Kinder lässt man einfach dort hinpinkeln, wo sie gerade stehen... leider wird das bei Xiaohu nicht anders gehandhabt.
Speziell zu meiner Familie fällt mir noch ein, dass (auch wenn das nach dem billigen Klischee vom "ordentlichen Deutschen" klingt) sie sehr viel, sagen wir mal "spontaner" sind, als ich es gewohnt bin- wenn ich meine Gastmutter danach frage, was wir den Tag so machen werden, ernte ich oftmals erst einmal einen völlig verwirrten Blick und Aussagen wie "Today?...Hm...."; daran muss man sich zwar erst gewöhnen, aber dafür habe ich mich bisher auch keine Sekunde lang gelangweilt ;)
Zum Schluss noch meine neuesten Erkenntnisse zum "Bereich" Essen (was ja ein sehr beliebtes Thema ist, wenn es um meinen Aufenthalt hier in China geht): Man isst hier wirklich alles mit Stäbchen- sogar, als es bei Frühstücksbuffet in dem Hotel Toast gab, habe ich keinen gesehen, der die Scheibe einfach mit den Fingern genommen hat. Das Brot wird dann lieber aufgespießt, oder mit den Stäbchen ganz umständlich festgehalten (die andere Hand wird nur von wenigen fast schon etwas verschämt zur Hilfe genommen). Außerdem habe ich eher unfreiwillig ein Entenei probiert- kann ich leider nicht empfehlen- schmeckt total salzig und fischig...
Insgesamt (um das nochmal zu betonen) hatte ich aber auch mit dem etwas schärferen Essen bisher noch keine Probleme und alles schmeckt ganz großartig!
Weil wir in letzter Zeit häufiger in Restaurants essen waren kann ich jetzt auch mit gutem Gewissen bestätigen, dass Chinesen beim Essen gerne viel und sehr laut reden...
Zur zweiten Lieblingsfrage: Ja, leider gibt es ihn wirklich, den Smog... An manchen Tagen hängt er wie eine Dunstwolke über der Stadt und nimmt dem Sonnenlicht in gewisser Weise seine Farbpracht (es ist schwer zu beschreiben, aber die vielen Gelb- und Rottöne eines Sonnenauf- oder -untergangs bekommt man hier nur recht selten zu Gesicht).
An kühleren Tagen, wenn ein leichter Winde weht, kann die Luft aber auch sehr klar sein- dann ist der Himmel nicht weniger blau als anderswo.
Eine weitere kleine Erkenntniss der letzten Tage: In China stellt es kein Problem dar einen Geburtstag "vorzufeiern"- genauso haben wir das bei Xiaohus kleinem Cousin gehandhabt, weil seine Eltern an seinem eigentlichen Geburtstag keine Zeit hatten...
Und jetzt noch eine bunte Auswahl aus einigen meiner Lieblingsfotos, die die Menschen und das Lebe hier in gewisser Hinsicht sehr viel besser und genauer beschreiben, als ich das mit Worten jemals hinbekommen würde...
Einer der vielen Sonnenschirm - Verkäufer nahe der verbotenen Stadt (so albern diese Dinger auch aussehen- die Leute kaufen solchen Quatsch in Massen- allgemein sind die asiatischen Touristen sehr offen für jeglichen unnützen Krams, der an den großen Sehenswürdigkeiten so angeboten wird).
Ein paar Szenen, die man hier an jeder Straßenecke beobachten kann.
Mitten in der Stadt im Qian Hai See.
Von diesen freundlichen Herren wude ich beim Bummel über einen der vielen kleinen Märkte hier gerade dazu gedrängt, ein Foto von ihnen zu machen.
Deswegen mussten sie unbedingt irgendwo im Blog auftauchen... :D
Abschließend noch ein paar Eindrücke von unserem kurzen Trip in die Berge.
Hier also ein kleiner Bericht darüber, wie ich Land und Leute bisher wahrgenommen habe und was einem im Beijinger Alltag so an "Besonderheiten" begegnet:
Ich finde es ganz wichtig einmal zu beschreiben was Beijing für mich als Stadt ausmacht und von allen anderen Orten, die ich bisher gesehen habe unterscheidet: Ich bin mit einem komplett falschen bzw. anderen Bild von der Stadt hier angekommen; Millionenstadt Beijing- das klingt nach Häuserschluchten, Menschenmassen und unheimlich viel Hektik... und für bestimmte Teile der Stadt trifft das auch zu: riesige Shopping Malls, zahlreiche westliche Fast- Food- Ketten (besonders oft vertreten: KFC, Pizza Hut und McDonalds natürlich), moderne Bürogebäude, die weit in den Himmel ragen und die gigantischen Kreuzungen über die sich die Automassen quälen bilden die Seite der Stadt, die einem immer wieder vor Augen führt, dass Beijing die Heimat von fast 12 Millionen Menschen ist.
Viel häufiger jedoch bekomme ich hier das andere Gesicht der Stadt zu sehen: die engen Hutongs, in denen Alt und Jung beisammensitzt und Karten spielt, die vielen Parks, die kleinen Imbissbuden, zahlreiche Minibusse aus denen dirket am Straßenrand Wassermelonen angeboten werden- die Bewohner Beijings versprühen eine ganz besondere Art von Gelassenheit. Wenn man zwischen all den klapprigen Fahrrädern (meins kann man durchaus dazuzählen) und den Elektrorollern (und jede Menge anderer Gefährte, die ich gar nicht richtig benennen kann- Marke Eingenbau eben)an den vielen Obstständen und durch die Nebenstraßen fährt, fühlt man sich oft eher wie in einem überdimensionalen Dorf.
Außerdem herrscht hier eine Geselligkeit, die man in kaum einer europäischen oder amerikanischen Großstadt wiederfindet: Die Menschen treffen sich zum gemeinsamen Singen und Tanzen in den Parks, überall sitzen Gruppen beisammen am Straßenrand... oftmals einfach nur um nicht alleine zu sein.
Viele der jungen Leute sind außerdem unheimlich offen und interessiert- ich werde oft ganz unvermittelt angesprochen und mit manchen der Jüngeren konnte ich mich auch ein wenig auf Englisch unterhalten. Was mir auch schon einige Male passiert ist: Eltern tippen mich an und meinen ihr Kind wolle sich gerne mit mir unterhalten, die Kleinen selbst bekommen dann aber vor Schüchternheit kein Wort heraus- da kommt die Initiative dann eindeutig von den Eltern, die die Englischkenntnisse ihrer Kinder testen wollen :D
Trotz dieser vielen schönen Charaktereigenschaften, die mir an den Beijingern aufgefallen sind, kann ich mittlerweile auch einige der unschönen Klischees bestätigen:
In der Masse (das heißt z.B. in U- Bahnen und im Straßenverkehr) mutieren die Bewohner Beijings zum "Angry Mob"- da wird gehupt, geschubst und gedrängelt- ohne Rücksicht auf Verluste. Außerdem gehören die Einwohner hier außerhalb ihrer eigenen Vier Wände nicht unbedingt zur "reinlichsten" Sorte- ständig spuckt einem jemand mitten auf der Straße direkt vor die Füße, Leute schmeißen ihren Müll einfach auf den Boden (hier laufen überall einsame "Müll- Einsammler" herum, die das alles, nur mit Eimer und Zange bewaffnet, wieder beseitigen müssen) und kleine Kinder lässt man einfach dort hinpinkeln, wo sie gerade stehen... leider wird das bei Xiaohu nicht anders gehandhabt.
Speziell zu meiner Familie fällt mir noch ein, dass (auch wenn das nach dem billigen Klischee vom "ordentlichen Deutschen" klingt) sie sehr viel, sagen wir mal "spontaner" sind, als ich es gewohnt bin- wenn ich meine Gastmutter danach frage, was wir den Tag so machen werden, ernte ich oftmals erst einmal einen völlig verwirrten Blick und Aussagen wie "Today?...Hm...."; daran muss man sich zwar erst gewöhnen, aber dafür habe ich mich bisher auch keine Sekunde lang gelangweilt ;)
Zum Schluss noch meine neuesten Erkenntnisse zum "Bereich" Essen (was ja ein sehr beliebtes Thema ist, wenn es um meinen Aufenthalt hier in China geht): Man isst hier wirklich alles mit Stäbchen- sogar, als es bei Frühstücksbuffet in dem Hotel Toast gab, habe ich keinen gesehen, der die Scheibe einfach mit den Fingern genommen hat. Das Brot wird dann lieber aufgespießt, oder mit den Stäbchen ganz umständlich festgehalten (die andere Hand wird nur von wenigen fast schon etwas verschämt zur Hilfe genommen). Außerdem habe ich eher unfreiwillig ein Entenei probiert- kann ich leider nicht empfehlen- schmeckt total salzig und fischig...
Insgesamt (um das nochmal zu betonen) hatte ich aber auch mit dem etwas schärferen Essen bisher noch keine Probleme und alles schmeckt ganz großartig!
Weil wir in letzter Zeit häufiger in Restaurants essen waren kann ich jetzt auch mit gutem Gewissen bestätigen, dass Chinesen beim Essen gerne viel und sehr laut reden...
Zur zweiten Lieblingsfrage: Ja, leider gibt es ihn wirklich, den Smog... An manchen Tagen hängt er wie eine Dunstwolke über der Stadt und nimmt dem Sonnenlicht in gewisser Weise seine Farbpracht (es ist schwer zu beschreiben, aber die vielen Gelb- und Rottöne eines Sonnenauf- oder -untergangs bekommt man hier nur recht selten zu Gesicht).
An kühleren Tagen, wenn ein leichter Winde weht, kann die Luft aber auch sehr klar sein- dann ist der Himmel nicht weniger blau als anderswo.
Eine weitere kleine Erkenntniss der letzten Tage: In China stellt es kein Problem dar einen Geburtstag "vorzufeiern"- genauso haben wir das bei Xiaohus kleinem Cousin gehandhabt, weil seine Eltern an seinem eigentlichen Geburtstag keine Zeit hatten...
Und jetzt noch eine bunte Auswahl aus einigen meiner Lieblingsfotos, die die Menschen und das Lebe hier in gewisser Hinsicht sehr viel besser und genauer beschreiben, als ich das mit Worten jemals hinbekommen würde...
Einer der vielen Sonnenschirm - Verkäufer nahe der verbotenen Stadt (so albern diese Dinger auch aussehen- die Leute kaufen solchen Quatsch in Massen- allgemein sind die asiatischen Touristen sehr offen für jeglichen unnützen Krams, der an den großen Sehenswürdigkeiten so angeboten wird).
Ein paar Szenen, die man hier an jeder Straßenecke beobachten kann.
Mitten in der Stadt im Qian Hai See.
Von diesen freundlichen Herren wude ich beim Bummel über einen der vielen kleinen Märkte hier gerade dazu gedrängt, ein Foto von ihnen zu machen.
Deswegen mussten sie unbedingt irgendwo im Blog auftauchen... :D
Abschließend noch ein paar Eindrücke von unserem kurzen Trip in die Berge.
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